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Prospektions- und Vermessungsübung vom 9.-13. Oktober 2023 am Archäologiepark Belginum

21. Oktober 2023

Eine gemeinsame Veranstaltung der Universität Trier und der LMU München

Seit mehreren Jahren führen die Klassische Archäologie, Geoinformatik und Umweltfernerkundung der Universität Trier und das Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der LMU München eine gemeinsame Prospektions- und Vermessungsübung im römischen Vicus Belginum durch.

Ziel dieser Surveys ist die genauere Bestimmung der Ausdehnung der antiken Besiedlung.

An der Veranstaltung nahmen zehn Studierende der Geoinformatik, Umweltfernerkundung und Geoarchäologie teil.

Die Studierenden Fabian Barz, Julian Baum, Noah Borse, Levin Dixius, Moritz Donnert, Marius Förster, Nils Hirsche Angeles, Denis Ikisivri, Mats Roth und Yvonne Strauch mit den Lehrkräften Rosemarie Cordie, Rebecca Retzlaff, Johannes Stoffels und Wolf-Rüdiger Teegen

In diesem Jahr stellte der Landwirt Johannes Moseler, Hinzerath, ein Teil seines Ackers im Süden des Vicus in der Gemarkung Hundheim, Flur „Heckflürchen“ für die Feldbegehung zur Verfügung. Auch der Archäologiepark Belginum unterstützte die Maßnahme logistisch. Herrn Moseler und dem Archäologiepark Belginum gilt großer Dank für unkomplizierte Unterstützung und Hilfeleistungen.

Die ersten beiden Tage waren den Feldarbeiten gewidmet, die durch das hervorragende Herbstwetter begünstigt wurden. Die Studierenden wurden zunächst in die Grundbegriffe eines archäologischen Surveys eingeführt.

Das zu begehende Areal (ca. 10 m x 80 m) an der Kreisstraße nach Hinzerath wurde abgesteckt und Punkte für die Vermessung ausgewiesen. Im Meterabstand gingen die Studierenden langsamen Schrittes über die Fläche. Fanden sie ein Stück Keramik, Glas, Metall, Ziegel oder Schiefer wurde dieses in einen Plastikbeutel gesteckt und an der Fundstelle deponiert.

Die für die Feldbegehung ausgesuchte Ackerfläche mit Studierenden und Fundtüten

Eine kleine Gruppe der Studierenden begann nach kurzer Zeit, die Fundbeutel mit einer Fundnummer zu versehen und mit einem differentiellen GPS einzumessen. Eine zweite Gruppe der Studierenden maß einen Teil der Funde mit einem elektronischen Tachymeter (Totalstation) ein.

Einmessung von Funden mit einem differentiellen GPS

Das Programm wurde durch den Einsatz einer Drohne vom Typ DJI M210 RTK V2 mit einer Thermal- (DJI Zenmuse XT2, rechts im Bild) und einer Multispektralkamera (Micasense RedEdge-MX links im Bild), mit Bändern im sichtbaren und nahen Infrarot, ergänzt. Leider konnten in den Bilddaten keine archäologischen Strukturen gefunden werden.

Bericht 4

Vorbereitungen für den Drohneneinsatz

links: Hauptkomponenten (R:1, G: 2, B:3) vom Multispektralbild, rechts: Thermalbild vom 06.10.2023

Insgesamt wurden 1139 Punkte eingemessen und ihre Fundnummern erfasst. Damit ist jeder Fund genau lokalisierbar. Hinzu kamen ca. 100 größere Steine, meist Quarzite, die aus antiken Fundamenten stammen könnten.

Am dritten Tag wurden die Funde auf dem Campus II der Trierer Universität gewaschen und von den Lehrkräften klassifiziert.

Beim Waschen der Funde

So bekamen die Studierenden einen Überblick über die von ihnen aufgelesenen Fundstücke, die sie kartieren mussten.

Insgesamt wurden 1080 Objekte gefunden, von denen 619 auswertbar waren. Bei diesen überwiegen Dachschiefer und Ziegel. Keramik macht mit 46 römischen und 32 neuzeitlichen Fragmenten nur einen kleineren Fundanteil aus. Römisches Tafelgeschirr wurde in Form von Terra sigillata (4x) und Schwarzfirnisware (11x) nachgewiesen. Erwartungsgemäß ist das Kochgeschirr in größerer Zahl vertreten. Bemerkenswert ist der Fund eines Amphorenfragments.

Am vierten Tag der Übung wurden die Fundkoordinaten mit den Funddaten in einem Geographischen Informationssystem (ArcGIS) verknüpft und zahlreiche Kartierungen angefertigt. Diese brachten weitergehende Erkenntnisse zur Ausdehnung des Vicus. Bei der vor einigen Jahren von der Archäologischen Denkmalpflege Trier in Auftrag gegebenen Magnetometer-Prospektion wurde im südlichen Bereich des Areals ein mögliches Gebäude entdeckt. Unsere Begehung zeigte dort eine Konzentration von römischer Keramik und Ziegeln. Weiter südlich fand sich ebenfalls eine römerzeitliche Fundkonzentration. Sie könnte auf ein Gebäude, vielleicht Teil eines Hofes, weisen.

Verteilung der Ziegelfunde im untersuchten Areal mit deutlichen Konzentrationen im Norden und Süden der Fläche

Am fünften Tag ihrer Arbeit präsentierten die Studierenden ihre Analyseergebnisse, erstellten Verteilungskarten und erläuterten ihre Interpretationen in Form einer Story-Map. Dieses interaktive Online-Medium ermöglicht es, Texte, Audioinhalte, digitale und interaktive Karten, Abbildungen und Videos miteinander zu verknüpfen und in einer informativen Präsentation zu vereinen. Die Story-Map ist auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich unter folgendem LINK: https://storymaps.arcgis.com/stories/8a702a102de2402aa5e348a53def27d8

Die Studierenden der Angewandten Geoinformatik und Geoarchäologie haben mit Begeisterung und großem Engagement im Gelände, der Fundaufbereitung und der Datenbearbeitung und -analyse gearbeitet.

Quelle: Pressemitteilung der Universität Trier, 18.12.2023