Forschungen

Forschungsgeschichte

Der antike Ort Belginum war schon immer Gegenstand heißer Diskussionen. Warum, das lesen Sie auf dieser Seite.

Vergessen und wiederentdeckt

Seit dem 17. Jahrhundert ist das Ruinenfeld der antiken Siedlung von Belginum an der Fernstraße Trier – Bingen Gegenstand historisch-archäologischer Forschungen. Waren bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts die Ruinen noch oberirdisch sichtbar, beschäftigten sich erste intensive Forschungsarbeiten doch eher mit dem Streckenverlauf des römischen Straßennetzes. Den Anstoß gab die so gennannte „Tabula Peutingeriana“, die mittelalterliche Kopie einer römischen Straßenkarte. Dort liegt an einer Fernstraße ein Ort namens Belginum auf halber Strecke zwischen Mogontiacum (Mainz) und Augusta Treverorum (Trier). Lange Zeit wurde diskutiert, ob Belginum in den Burgruinen der Baldenau zu finden sei und ob es sich bei dem von Ausonius um 370 n. Chr. besuchten Ort Tabernae um Belginum handelt.
Erst zahlreiche Fundmeldungen aus den Jahren 1840 und wieder 1924 bzw. 1935 von ungewöhnlichen Objekten wiesen auf  ein großes Trümmerfeld nahe des „Stumpfen Turmes“. Diese Funde ließen die Bedeutung des aufgelassenen Ortes erahnen. So wurde auf einer Weiheinschrift an die römische Göttin Epona als Weihende die vicani belginates, die vicus-Einwohner Belginums und als Financier der Steuerbeamte Caius Velorius Sacrillius genannt. Eine weitere Inschrift berichtet von der Stiftung eines Kulttheaters und von der Funktion des vicus als Mittelpunkt eines Gaues, dessen genius loci (Schutzgott) der keltisch-römische Gott Creto war.

Systematische Ausgrabungen unterblieben allerdings bis 1954. Nach der Auffindung von Gräbern in der Gemarkung Wederath „Hochgerichtsheide“ bei Rodungsmaßnahmen wurden die systematischen Untersuchungen im Gräberfeld aufgenommen. In mehrjährigen Grabungskampagnen konnte bis 1985 annähernd der gesamte Friedhof von ca. 4,5 ha archäologisch erfasst und 2500 Gräber dokumentiert werden.
Erst 1969 wurden, bedingt durch Straßenbaumaßnahmen im Kreuzungsbereich von B 327 und B 50, Ausgrabungen im vicus durchgeführt. Diese Grabungsschnitte lieferten erste Anhaltspunkte zur Struktur der Siedlung. Die Siedlung erstreckt sich über eine Länge von etwa 600 m entlang der heutigen Hunsrückhöhenstraße, die hier die römische Straße überlagert, die Parzellen selbst sind ca. 100 m lang.
1995 wurden die archäologischen Untersuchungen im vicus-Areal aufgenommen. Geophysikalischen Prospektionen zeigten einen an den bekannten Tempelbezirk 1 und das Kulttheater angrenzenden zweiten großen Tempelbezirk im Westen. Wenige Jahre später wurden im Westen ein drittes ummauertes Kultareal und durch weitere Prospektionen und gezielte Grabungen ein frührömisches Lager bekannt.
Die Ausgrabungen konzentrierten sich seit 2000 auf den westlichen Siedlungsbereich und den Tempelbezirk 2.

(Nach: J. Merten, Der römische vicus Belginum und die Rheinische Altertumsforschung. In: R. Cordie, Belginum. 50 Jahre Ausgrabungen und Forschungen. Mainz 2007.  S. 31-56)